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La Sosta del Cavaliere

Fürstlich speisen vor den Toren Sienas





Etwas versteckt in den toskanischen Hügeln um Siena liegt das mittelalterliche Dorf "Torri Sovicille".


Selbstredend waren in den früheren Jahrhunderten viele Edelleute in der Region auf Reisen und heute wie damals ist jeder Reisender für ein köstliches Mahl dankbar.

Wahrscheinlich ist es dieses glanzvolle Geschichte, die Chefkoch und Inhaber LEONARDO FIORENZANI zum Namen seines Restaurants inspiriert hat. Gleichzeitig formuliert er damit auch, dass er den höchsten Ansprüchen genügen möchte.


Siena war eine der Wirtschaftsmetropolen des Mittelalters, hat bereits im 13. Jahrhundert eine Universität und die älteste noch existierende Bank der Welt - gegründet 1472 - hat ihren Sitz in Siena: die Banca Monte dei Paschi di Siena.



Noch heute zeugen im Bankwesen gebräuchliche Begriffe wie Skonto, Saldo oder Giroconto vom großen Einfluss Italiens auf das Bankwesen. Oder denken Sie an den Lombardsatz, der lange die Richtschnur für die Höhe der Zinssätze im Inter-bankenhandel war. Er stammt von den Langobarden, den Pfandleihern des Mittelalters. Wie der Lombardsatz ist auch die Banca Monte die Paschi in den letzten Jahren oft und meist wenig glanzvoll in aller Munde gewesen. Dies soll jedoch nicht von den Errungenschaften der vergangenen Jahrhunderte ablenken.

Einst war die Gegend um Siena reich an Adeligen, wie die prächtigen Villen zeigen, die man auf fast jedem Hügel bewundern kann. Der Meister hat sich zum Ziel gesetzt, "ihren Ansprüchen" gerecht zu werden.

Und so kocht er auch - fürstlich - Haute Cuisine auf dem Lande. Ein Konzept, das sicherlich eine finanzielle Herausforderung darstellt und gleichzeitig ein Segen für viele Reisende ist, die sich etwas Besonderes aus der sonst schon feinen toska-nischen Küche gönnen wollen.


Die Preise sind mehr als fair. Wenn man seine Bemühungen ernsthaft schätzt, sogar günstig - um nicht zu sagen zu günstig.


Auf jeden Fall, liebe Feinschmecker, bekommt ihr hier wirklich viel für euer Geld!


Ich habe das Restaurant auf TripAdvisor entdeckt, es ist sehr gut bewertet und nicht weit von meinem Hotel entfernt. Von der Hauptstraße folgt man einer kleinen Nebenstraße, die wie so häufig in der Toskana, von Zypressen gesäumt ist. Das kleine Dorf Torri macht einen eher "verschlafenen" Eindruck. Zwei Frauen gehen abends mit ihren Hunden spazieren. Die Einfahrt zum Parkplatz des Restaurants erfordert einige Konzentration: Das Regenwasser hat eine tiefe Rinne zwischen dem Asphalt der Straße und der Kiesfläche des Parkplatzes gegraben.




Ich scheine der erste Gast am Freitagabend um 19 Uhr zu sein. Eine elegante Gestalt im schwarzen Anzug begrüßt mich herzlich, führt mich zum Tisch auf der überdachten Terrasse. Sofort kommt das Gefühl auf, ein willkommener Gast zu sein. Wir sprechen über das Menü und den Wein.


Nach dem Wasser kommt das Amuse-Gueule. Die Entscheidung Für den Wein fällt mir etwas schwer – die Auswahl ist ausgezeichnet. Vier verschiedene Köstlich-keiten werden von Viola auf unterschiedlich hohen Porzellanwürfeln serviert und sorgen für Spannung. Sowohl die optische als auch die geschmackliche Leistung haben mich voll überzeugt. Neben der Sardellenkreation hat es mir die Scheibe Wurst angetan - aber dazu später mehr.



Amuse-Bouche:

Craquelin-Törtchen mit Safrancreme


Tomate-Pappa-Semifreddo mit roter Boza-Basilikum-Glasur


Milch-Kakao-Sandwich mit roter Paprika-Ricotta-Creme, marinierten Sardellen und Szechuanpfeffer


Paprika-Leinsamen-Brotstangen


Finocchiona (Schweinswurst mit Fenchelgeschmack)

Gazpacho mit Wodka und Staudensellerie


Als Beilage werden drei Brotsorten serviert. Selbstverständlich selbst gebacken.


Am Ende habe mir zwei davon einpacken lassen, weil ich sie unbedingt probieren möchte.


Schließlich entscheide ich mich für Entenleber als Vorspeise, Gnocchi als Hauptgericht und Entenbrust als Hauptgang.


Foie gras, Perlmaiswaffel, Vin Santo-Reduktion, Aprikosen-Ingwer-Eis und wilder Fenchel


Gnocchi mit Safran aus San Gimignano IGT, Butter aus der Normandie, frischem Trüffel, Mandeln und Schildgras


Entenbrust, Johannisbeerjoghurt, Kaffeestreusel, Ananas-Rumtopf


Leonardo Fiorenzano legt besonderen Wert auf seine Kräuter, die er persönlich anbaut und erntet. Sie verleihen allen Gerichten eine besondere Note und sorgen für wahre Geschmacksexplosionen auf der Zunge und am Gaumen.


Auch der Wein ist ausgezeichnet: ein Chianti Classico von Radda.


Zum Schluss wird mir eine wunderschöne Holzschachtel mit verschiedenen Pralinen überreicht, die ebenfalls vom Maestro selbst kreiert wurden.



Der perfekte Abend hängt aber nicht nur vom Koch alleine ab. Auch hier hat der Küchenchef ein gutes Händchen bewiesen und verlässt sich auf Mirko, der seit vielen Jahren in der Gastronomie tätig ist - vor dem Brexit hat er 10 Jahre lang Gäste auf der britischen Insel verwöhnt - und seine Assistentin Viola. Sie hat vor kurzem ihr Studium abgeschlossen und ist dabei, ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Sie werden nicht merken, dass sie noch kein Profi im Gastgewerbe ist. Viola und Mirko sind ein großartiges Team und ergänzen die ausgezeichnete Küche mit einem außergewöhnlichen Service, der jeden Besuch im Restaurant zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.




Dieser Abend war einfach unschlagbar! Fantastisches Essen und ein freundlicher, professioneller und zugleich einfühlsamer Service, wie man ihn selten findet.


Zum Abschied buche ich gleich für den folgenden Sonntagabend und überzeuge Mirko, dass ich mich ihm anvertrauen möchte und er das Menü und den Wein für den Sonntag auswählen soll.


Am Sonntag bin ich pünktlich zur vereinbarten Zeit zurück. Diesmal wartet Viola vor der Tür auf mich. Wegen des kühleren Abends wird heut drinnen serviert. Der Speisesaal ist wieder einmal ein Erlebnis für sich. Geschmackvoll eingerichtet, vermittelt es ein behagliches Gefühl. Ich sitze direkt am klimatisierten Wein-schrank und werde von den vielen Weinen inspirieren. Aber heute ist Mirko an der Reihe.





Wir sprechen noch einmal über das Vorhaben seine Weinempfehlungen und die Speisekarte. Ich habe den Eindruck, dass er sich nicht ganz wohl bei dem Gedanken fühlt, für mich zu entscheiden.


Nach dem bereits bekannten Amuse-Bouche geht es weiter mit einem unglaublich aromaintensiven handgeschnittenen Tartar vom Rind, Auberginen- und Sardellen-mayonnaise, Kirschgelee, Thymianwaffel und Zitronengeranies.


Es folgt ein Risotto ¨Stracciatella“ (Käse), Botarga, Heidelbeerpulver und Petersilie

Und als Hauptgang genieße ich einen auf den Punkt gegartes Hirschfilet, Port-weinreduktion, frische Pflaumen und Pflaumenmousse, Bitterkakaowaffel, Pimpinelle.





Als Wein begleitet mich ein Cabernet Sauvignon aus der unmittelbaren Umgebung des Restaurants. Zum Abschluss gönne ich mir heute noch etwas Käse aus der Region und einen Vinsanto aus einem Chianti Classico.




Auch an diesem Abend bilden Mirko und Viona ein bewährtes Team, das sich perfekt ergänzt und auch ohne viel Worte versteht.


Nochmals sehr zufrieden, ja glücklich, verabschiede ich mich von Viola, Mirko und Leonardo Fiorenzano.


Ich werde die beiden Abende noch lange in Erinnerung behalten und das Restau-rant jederzeit mit Überzeugung weiterempfehlen.


Vielen Dank an das gesamte Team von La Sosta del Cavaliere.


Auf dem Rückweg zum Hotel kommt mir das Motto der Ritz Carlton Hotels in den Sinn.

"We are Ladies and Gentlemen –

serving Ladies and Gentlemen".

Wenn es nicht schon besetzt wäre, könnte es die


LA SOSTA DEL CAVALIERE


auf ihr Banner setzen.


Ach ja - und fast hätte ich es vergessen. Die köstlichste Wurst ist die Finocchiona, die Sie ganz in der Nähe, in San Rocco a Pilli, im Fabrikverkauf der Metzgerei "Spaccio* kaufen können – was ich am Montag auch gemacht habe 😉!





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