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AutorenbildMartin Erb

Wo endet DEINE Freiheit?

Im Gespräch mit Anna Schneider - der Autorin von "Freiheit beginnt beim Ich"


Anna Schneider ist derzeit die wohl engagierteste Publizistin des Liberalismus im deutschsprachigen Raum. Ihr wurde bei der Welt ein eigenes Resort geschaffen – Chefreporterin Freiheit. Und sie nutzt diese Plattform ausgiebig, was ihr sehr viele Anfeindungen – vorwiegend aus dem „linken“ politischen Lager - beschert. Auf welchem Niveau, das in unserer Zeit stattfindet, können Sie sich – liebe Leser – leicht vorstellen.


Am 13. Februar war sie auf Einladung des mittelhessisches Energieversorgers OVAG zu Gast im Event-Studio „Central“ in Friedberg. Ca. 100 Gäste hatten Gelegenheit, Fragen zu ihrem Buch und ihren Gedanken zum Liberalismus zu stellen.


Gibt's übrigens auch als Hörbuch! Allerdings empfehle ich aufgrund der philosophischen Gedanken die Papierform ;-)


Um es vorwegzusagen – wirklich viel gelesen wurde an dem Abend nicht. Lediglich das Vorwort bekamen die Gäste zu hören. Danach ging es in den Dialog.


Anfänglich mit Andreas Matlé – dem Leiter Öffentlichkeitsarbeit der OVAG – danach mit dem Publikum.


In Worten ist Anna Schneider sehr nahe bei Ayn Rand – also eine vollkommene Befürworterin der persönlichen Freiheit und entschiedene Gegnerin der häufig zitierten Definition, „dass die Freiheit des Einzelnen da endet, wo die Freiheit der anderen beginnt“.


Das nun zu erklären ist nicht so einfach und man muss sich schon sehr tief und konzentriert in die Gedankenwelt zur Freiheit einlassen. Und selbst dann…


Zuerst einmal gilt es festzuhalten, dass persönliche Freiheit vom Individuum aus gedacht werden sollte und keine von den anderen definiertes Reservat ist. Denkt man es andersherum, ist sofort der Begrenzung der persönlichen Freiheit durch ein Kollektiv das Wort geredet.


Dazu aus dem Buch: „Denn Freiheit ist fantastisch. Sie bedeutet von niemand anderem abhängig zu sein oder bevormundet zu werden, niemandes Willkür zu unterliegen und Entscheidungen für sich selbst, nach eigenen Vorlieben und Vorstellungen, treffen zu können. Freiheit ist Mündigkeit, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Und Offenheit.“


Und doch gilt es anzuerkennen, dass Freiheit auch Grenzen hat. Die Übertretung dieser Grenzen hat Folgen. Einfaches Beispiel: Ich kann mir die Freiheit nehmen, auf einer Landstraße in Deutschland mit 200 km/h zu fahren. Das ist nicht erlaubt und für den Fall, dass ich erwischt werde, muss ich die Konsequenzen tragen. Für den Fall, dass ich einen Unfall verursache, muss ich die Konsequenzen tragen. Ist es deshalb sinnvoll, von dieser Freiheit Gebrauch zu machen? Verantwortungsbewusst gedacht und gehandelt, eher nicht. Diese Selbstreflektion ist ein elementarer Bestandteil der persönlichen Freiheit und der damit einhergehenden Verantwortung.


Frei zu entscheiden, bedeutet eben auch, für die Folgen meiner Entscheidungen vollumfänglich verantwortlich zu sein. So viel an dieser Stelle zu den Grundlagen ihrer Überlegungen.


Das Publikum – überwiegend reiferen Alters - und politisch der Gedankenwelt Anna Schneider eher zugewandt – tat sich nach meiner Beobachtung eher schwer, den Argumentationssträngen der Autorin zu folgen.

Anna Schneider bezieht sich in ihren Ausführungen überwiegend auf Ayn Rand und Friedrich August von Hayek. Während Hayek als Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph breite gesellschaftliche und wissenschaftliche Anerkennung erfahren hat (u.a. Nobelpreis), ist Ayn Rand eine umstrittene Philosophin und Autorin und in ihren Ansichten eine der wohl radikalsten Verfechterinnen des Individualismus und des Liberalismus der Nachkriegsgeneration. Damit tat sie sich in den USA schon nicht leicht – für deutsche Gemüter sind ihre Thesen quasi unverdaulich.


So engagiert wie Anna Schneider in ihren Publikationen und bei ihren öffentlichen Auftritten für die Freiheit eintritt, hätte ich erwartet, dass sie auch den Anspruch hat, wirklich etwas „bewegen“ zu wollen. Da wurde ich allerdings etwas „enttäuscht“.


Eine mehrfach geäußerte Frage in der Gesprächsrunde war, wie der interessierte Bürger an wirklich gute Informationen herankommt, wenn er sich mit einem Thema tiefer befassen möchte.


Die Qualität der Quellen und die Validierung der Informationen bereitet vielen Bürgern Sorgen.

Auf die konkrete Frage, was man tun könnte, um an bessere Quellen zu kommen, fiel die Antwort wenig hilfreich aus. „Journalisten haben ihre Quellen und Zugang zu Experten auf den jeweiligen Gebieten, denen sie vertrauen“ – so in etwa lautete die Antwort frei zusammengefasst.


Auf meinen Einwurf, dass der Springer-Konzern über ausreichend Mittel und Möglichkeiten verfügen würde, um kontroverse Themen qualitativ hochwertig und ausgewogen öffentlich zur Diskussion zu stellen, bekam ich auch nur eine für mich wenig befriedigende Antwort.

„Es gäbe verschiedene Formate innerhalb der WELT, die diesem Bedürfnis gerecht würden und für andere Springer-Gesellschaften könne sie nicht sprechen – darauf habe sie keinen Einfluss!“




Mit ihrer Sicht auf die Freiheit und den Liberalismus grenzt sich Anna Schneider ganz deutlich von den Vertretern der WOKE Culture ab und enttarnt viele der gut klingenden Argumente oft und gerne als "Sprechblasen" ohne Substanz.

  • Rassismus, Sexismus

  • Das Unwort „sozial“


Fangen wir bei dem in Deutschland so beliebten Begriff „sozial“ an. Hier hat sie Friedrich August von Hayek inspiriert, der den Begriff "sozial" in seinem Werk "Wissenschaft und Sozialismus" als "Wiesel-Wort" bezeichnet...


„Wir verdanken den Amerikanern eine große Bereicherung der Sprache durch den bezeichnenden Ausdruck weasel-word. So wie das kleine Raubtier, das auch wir Wiesel nennen, angeblich aus einem Ei allen Inhalt heraussaugen kann, ohne dass man dies nachher der leeren Schale anmerkt, so sind die Wiesel-Wörter jene, die, wenn man sie einem Wort hinzufügt, dieses Wort jedes Inhalts und jeder Bedeutung berauben. Ich glaube, das Wiesel-Wort par excellence ist das Wort sozial. Was es eigentlich heißt, weiß niemand. Wahr ist nur, dass eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit – und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“


– Friedrich August von Hayek: Wissenschaft und Sozialismus.


Und dieser Sichtweise schließt sich Anna Schneider uneingeschränkt an.


Rassismus / Sexismus / Diskriminierung von Minderheiten


Der entscheidende Gedanke. Wir erleben seit Jahren eine Zunahme von Initiativen und Institutionen, die sich die Bekämpfung von Rassismus oder anderen Formen der Unterdrückung und Ungleichheit zum Ziel gesetzt haben.


Die Mehrheit der Leser wird wahrscheinlich damit einverstanden sein, dass es nicht in Ordnung ist, Menschen pauschal aufgrund von äußeren Merkmalen, Vorlieben oder des Glaubens zu benachteiligen oder gar zu verfolgen. Es macht bei genauem Hinsehen auch überhaupt keinen Sinn, das Gegenteil zu vertreten.


Denn Menschen sind nicht gleich – sie sind Individuen. Die Apartheidpolitik im südlichen Afrika war unzweifelhaft rassistisch. Menschen wurden aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert.


Wenn nun die gutmeinenden Initiativen eine besondere Förderung oder Schutz von bestimmten Gruppen in der Gesellschaft fordern, die an äußeren Merkmalen und nicht an der einzelnen Person – des Individuum festgemacht wird, ist das ebenfalls rassistisch. Weil es unterstellt, dass ein Individuum – nur weil es einen Migrationshintergrund, weiblich ist oder diese oder jene Hautfarbe hat, gefördert oder besonders geschützt werden muss.


Mir ist bewusst, der Gedanke wirkt auf den ersten Blick seltsam. Nachdem ich mich tiefer damit auseinander gesetzt habe, leuchtet er mir jedoch ein und lässt sich an einem ganz praktischen Beispiel illustrieren.


Der schwarze Gastronom Andrew Onuegbu hält nichts von der aktuellen Debatte um rassistische Restaurantnamen. Sein Lokal “Zum Mohrenkopf” wolle er darum auch nicht umbenennen. “Ich bin als Mohr auf die Welt gekommen und stolz darauf”, sagt der 47-Jährige.


Auf seiner Website führt er dazu ergänzend aus:

Restaurant „Zum Mohrenkopf"

Der Mohrenkopf wies im Mittelalter diejenigen Häuser aus, die als Fürstenherberge dienten. Außerdem galt er als besonderes Zeichen für eine hervorragende Küche und eine zuvorkommende Bewirtung.

Wir möchten an diese alte Tradition anknüpfen und Ihnen, sehr geehrte Gäste, einige Gaumenfreuden bereiten. Wir hoffen, dass Sie sich in unserem Restaurant wohl fühlen und Sie unsere Speisen genießen.

Wenn Sie etwas zu feiern haben, z.B. Familienfeiern, Hochzeiten, Geburtstage, Betriebsfeiern oder andere Veranstaltungen steht Ihnen das Mohrenkopf - Team gern zur Verfügung.

Unzählige andere Beispiele dieser völlig überdrehten Debatten um alle nur denkbaren Fälle von Diskriminierung, das Gendern oder wie es der neueste Trend beschreibt – der kulturellen Aneignung – rufen bei der Mehrheit der Bevölkerung eher Schulterzucken, Augenrollen und zunehmend Unverständnis hervor.


Werden sie doch wahrgenommen als übergriffig, bevormundend und auch völlig kontraproduktiv.


Leider ist der Abend viel zu schnell vergangen und viele spannende Themen konnten nur angerissen werden. Die Freiheit braucht in Deutschland dringend Unterstützer und deshalb empfehle ich euch von Herzen das Buch

„Freiheit beginnt beim Ich“`!

Es hat 97 Seiten und dennoch ist es nicht einfach zu lesen und noch viel weniger einfach zu verstehen. Es wird wahrscheinlich kein neues Standardwerk zum Liberalismus und doch ist es wertvoll liebe Leser -


denn ich liebe die Freiheit!





Es braucht ein wenig Zeit, Ruhe und Muße.


Wer von euch hat es gelesen und was denkt ihr darüber?


Bleibt noch die Antwort auf die Eingangsfrage:

Wo endet die persönliche Freiheit?


Ich würde sagen, auf diese Frage gibt es - je nach Perspektive - 2 Antworten:


Von mir aus gedacht - da wo ich nicht mehr bereit bin, die Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen.


Von außen gedacht - da wo ich aufgrund von äußerem Zwang meine Freiheitsrechte nicht mehr wahrnehmen kann.


Randnotiz


Etwas weg vom Thema fragte ich sie, warum sie die Bücher von Paulo Coelho in ihrem Buch als schlecht bezeichnet. Die Antwort war auch nicht sehr ergiebig. Für Anna Schneider handelt es sich um „Hausfrauenliteratur“ – ich vermute, sie wollte mir damit sagen, dass ihr die Bücher zu trivial (ohne Ideengehalt und daher wenig bedeutungsvoll) erscheinen.


Da gleiche Schicksal erleiden Phil Collins und Julia Roberts, die ebenfalls bei Anna Schneider „durchfallen“.





Zur Einordnung

Paulo Coelho hat über 225 Mio. Bücher in 81 Sprachen verkauft und dürfte damit einer der erfolgreichsten Autoren aller Zeiten sein.


Phil Collins ist mit über 300 Mio. verkaufter Platten (als Solokünstler und Frontman von Genesis) ebenfalls im Olymp seiner Zunft angekommen. Darüber hinaus wird er zu den 50 besten Schlagzeugern aller Zeiten gezählt.


Julia Roberts – Oscar-Gewinnerin und mit weiteren zahlreichen Preisen überhäuft, darf sich ebenfalls zu den erfolgreichsten von Hollywood zählen.


All diese Erfolge bedeuten natürlich nicht, dass die Literatur von Coelho, die Musik von Collins oder die schauspielerischen Leistungen von Roberts in den Augen der Fachjury gut ist. Sie sind damit zuerst (lediglich) beim Publikum populär.


Ich persönlich mag viele Bücher von Coelho, viele Songs von Collins und viele Filme mit Roberts.


Unterschiedliche Geschmäcker sind für einen Liberalen jedoch kein Grund für echten Streit.



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