Wer suchet der findet! Eine unerwartete Freude!
Als ich letzten Freitagabend in Berlin - mein Magen knurrte - zwischen Potsdamer Platz und Spittelmarkt kein einladendes Restaurant finden konnte und schon fast wieder in meinem Hotel angekommen war, griff in dann doch zum Smartphone und öffnete die TripAdvisor – App.

Giovanni
Ich suchte etwas fußläufig von der Ecke Leipziger / Jerusalemer Straße. Drei oder vier der vorgeschlagenen Restaurants erkannte ich wieder – die hatten mir aber nicht zugesagt. Ich verspürte Lust auf dein paar gute Nudeln und einen schönen Rotwein. Zu voll und laut sollte es aber auch nicht sein. Nach weiteren zwei enttäuschenden „Inspektionen“ steuerte ich das Café Journale gegenüber dem Axel Springer Haus an. Ich meinte mich zu erinnern, dass ich hier früher schon einmal zu Gast war. Vier Gäste ansonsten leer – Freitagabend um 21.30 Uhr – schon kein gutes Zeichen.
Dennoch nahm ich Platz. Auf meine Frage, ob der Rotwein kühl gelagert wird, erhielt ich einen ersten kritischen Blick. Dann wollte ich wissen, ob man anstatt der Pizza Margherita ein Pizza Panne bekommen könnte. Die Antwort lautete „Nein – es gibt nur das, was auf der Karte ist“ – und der Ober verabschiedete sich mit „ich komme gleich wieder“ in die hinteren Räume. Das versprach keinen guten Abend. Ich verlies die Stätte der Ungastlichkeit – verabschieden konnte ich mich nicht – er war noch nicht wieder zu sehen.
Ein erneuter Blick in die App zeigte mir in 700 m Entfernung das Bocca Felice an. Ich beschloss eine letzte Anstrengung. Sollte das auch nichts werden, freundete ich mich auf dem Weg dorthin schon mit dem Gedanken an, einen Salat im Hotel zu essen. Doch meine Bemühungen sollten belohnt werden!

Der Blick durch die Fenster versprach einen gemütlichen Abend. Geschmackvoll eingerichtet, schön gedeckte Tische.

Bild von Google - aber so schön ist es dort.
Nicht zu groß. Gut besucht.
Ich wurde herzlich empfangen und bekam - ohne etwas gesagt zu haben - den Tisch, den ich mir heimlich schon gewünscht hatte. Der Ober war sehr aufmerksam und hilfsbereit. Neben der Speisekarte wurde mir auch die Weinkarte überreicht. Die erste Hürde - trotz hochsommerlicher Temperaturen außen wie innen - wird der Rotwein auch hier (noch) aus dem Regal angeboten (kein Weinkühlschrank). Als mein Ober merkte, dass es mich nicht "beschwichtigen" konnte, bot er an, den Wein in einem Weinkühler mit Eis zu servieren. Keine perfekte, aber praktikable Lösung, da ich unbedingt Rotwein trinken wollte.
Als ich mich für den Chianti von der Karte entschied, fragte er, ob ich vielleicht lieber einen Reserva trinken möchte, der nicht auf der Karte steht und 10 Euro mehr kostete. Angesichts des Temperaturproblems lehnte ich aber ab.
Vorspeise Burrata - dann der Hauptgang - und hier kam meine nächste Intervention - anstatt Spagetti, Pappardelle mit Tomatensauce, Auberginen, Basilikum und Ricotta.
„Pappardelle anstatt Spagetti - kein Problem.“
Zum Burrata wurden neben Tomaten noch luftgetrocknetes Fleisch in dünnen Scheiben serviert. Das kannte ich so nicht - war aber ok. Der Burrata war sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack perfekt.
Die nach der abgesprochenen Pause servierten Pappardelle ein Traum. Wahrscheinlich wollten sie mir etwas Gutes tun und haben besonders viel Ricotta dazu gegeben. Das machte die Nudeln etwas zu üppig. Sie füllen einen damit mächtig.
Etwas gekühlt war der Wein ein wunderbarer Begleiter zu dem Essen. Für einen Chianti eher samtig und mild. Zum Abschluss gab es dann noch einen Grappa und einen Espresso aufs Haus. Burrata, Pappardelle, eine Flasche Chianti, eine große Flasche Wasser und einen Espresso Doppio für 79 Euro und das gepaart mit hervorragendem Service.
Neben meinem direkten Ober – der Giovanni genannt wird, schenkte mir auch ein Kollege mal ein Glas Wein nach.
Giovanni fragte mich zwischendurch und natürlich auch zum Abschluss, ob ich zufrieden war.
Ich antwortete: „sehr zufrieden – sehr gutes Essen und ein hervorragender Service!“
Das erfreute ihn sichtlich.
Er wollte wissen, woher ich komme und antwortete, dass ich die letzten 10 Jahre in der Schweiz gelebt und gearbeitet und nun gerade eine zweite Wohnung nordöstlich von Frankfurt bezogen habe.
Giovanni hat auch schon in der Schweiz gearbeitet. Mehrere Jahre im Mövenpick in Egerkingen. Ein sehr bekanntes Restaurant am Autobahndreieck wo die A2 aus Basel auf die A1 Zürich / Bern trifft und vor ein paar Jahren eine der ersten Tesla Supercharger – Stationen in der Schweiz eröffnet wurde.
Daraufhin wollte ich wissen, woher Giovanni stammte. Obwohl er als waschechter Italiener ohne Zweifel „durchgehen“ würde, ist er ein Europäer.
Die Eltern stammen aus Albanien, geboren wurde er in Mazedonien, aufgewachsen ist der in Düsseldorf.
Und eigentlich heißt er Safer. Da er aber schon als kleiner Junge großer Fußballfan und ein glühender Anhänger von Giovane Elber (einem Brasilianer) war, nannte ihn sein Vater Giovane – daraus wurde dann Giovanni…und sein ganzes Umfeld kennt seinen richtigen Namen gar nicht.
Seinen Beruf liebt und lebt er. Das spüren die Gäste.
Ich verabschiedete mich und versprach wieder zu kommen!
Giovanni drückte mich herzlich die Hand und half mir in mein Jackett. Im Rausgehen kam ein weitere Ober und verabschiedete sich mit Handschlag. Draußen kümmerte sich ein Kollege um die Stühle und Tische. Auch er ging mir ein paar Schritte hinterher und verabschiedete sich per Handschlag mit einem herzlichen Grazie.
Mein Tipp für Berlin Mitte: Bocca Felice und Giovanni!

Archiv Google
Ach ja. Das Restaurant hat erst in diesem Jahr eröffnet und aufgrund der Platzverhältnisse können sie keinen zweiten Weinkühlschrank stellen. Deshalb ist in Italien eine Sonderanfertigung für die Wandmontage bestellt worden. Demnächst wird auch der Rotwein mit 16 – 18 Grad serviert – egal wie warm es draußen ist.
Vielleicht erweitern sie dann ihr Weinangebot auch noch etwas nach oben – ohne dabei die gleiche Kalkulation anzuwenden. 300% Aufschlag für einen Wein, der im Einkauf knapp über 10 Euro kostet, ist ok. Bei teureren Weinen sollten die Aufschläge dann etwas moderarter kalkuliert werden.
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