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Happy Birthday Fritz

Autorenbild: Martin ErbMartin Erb

Einige Facetten einer vielschichten Persönlichkeit kurz beleuchtet


Gemälde Robert Warthmüller 1886 "Der König ist überall"
Gemälde Robert Warthmüller 1886 "Der König ist überall"

Es zeigt Friedrich auf einer seiner vielen Reisen durchs Land, um seine vielfältigen Initiativen auf deren Fortschritt zu überprüfen. Hier den Anbau von Kartoffeln, der vom König gegen grosse Widerstände der Bauern angeordnet wurde. In der Folge verbesserte sich die Nahrungsmittelversorgung in Preussen deutlich.


Heute vor 313 Jahren hat Friedrich II. – später auch Friedrich der Grosse – oder im Volksmund „Alter Fritz“ genannt, das Licht der Welt erblickt.


28 Jahre später wurde er König, was zwischenzeitlich nicht immer sicher war.


Ein kurzer Blick auf eine vielschichtige Persönlichkeit.


Er und sein Vater Friedrich Wilhelm I. hatten ein – zurückhaltend formuliert - schwieriges Verhältnis, was in einem Fluchtversuch von Friedrich mündete. Friedrich war in den Augen seines Vaters ein Weichling und die Erziehung war von sehr harter Hand geprägt. Sein Freund und Fluchthelfer wurde später vor seinen Augen enthauptet. Es selbst sollte ebenfalls wegen Hochverrats mit dem Tode bestraft werden. Durch Intervention einflussreicher Fürsten und sogar Kaiser Karls VI. wurde das Urteil in Festungshaft umgewandelt. Nach und nach wurde die Strafe abgemildert. Zuerst leistet Friedrich niedere Dienste in der Verwaltung, um dann Ende 1731 wieder in die Armee aufgenommen zu werden…


Friedrich Wilhelm I. "Soldatenkönig"


Die WELT hat sich dieser Episode in einem Artikel angenommen:







von Katte


Eine seine ersten Entscheidungen nach der Krönung 1740 war ein Feldzug gegen Österreich im Kampf um das rohstoffreiche Schlesien. Zeitgenossen berichten, dass Friedrich während der ersten Schlacht aus Angst die Flucht ergriff, was die Einordnung des Vaters durchaus bestätigte.


Friedrich gewöhnte sich an den Kanonendonner und an sterbende Soldaten und Pferde in seiner unmittelbaren Umgebung auf dem Schlachtfeld. Während der zahlreichen Kriege, in der Friedrich als einziger König der kriegführenden Länder immer auf dem Schlachtfeld Teile seiner Armeen operativ führte, wurde er mehrfach verletzt. Dass er sich mit seinen Soldaten "gemein" machte, verlieh ihm die Legitimation, immer wieder noch eine Anstrengung mehr abzuverlangen. Dieses Mehr an Motivitation hat massgeblich dazu beigetragen, dass sich die Preußische Armee während des Siebenjährigen Krieges gegen die erdrückende Übermacht behaupten konnte.



Dass er nach 7 Jahren Krieg in schwieriger Lage noch als „Sieger“ vom Schlachtfeld reiten konnte und in der Folge Preußen zur 5. Großmacht in Europa aufstieg, hatte es aber eine Glücksfall der Geschichte zu verdanken. 1762 verstarb überraschend die russische Zarin Elisabeth. Ihr Sohn Peter III. war ein Verehrer von Friedrich und stellte die Kampfhandlungen ein. Zar Peter lebte aber nur kurz. Seine Nachfolgerin Katharina "Die Grosse" wollte die Kampfhandlungen aber nicht mehr aufnehmen. Die gleichsam erschöpften Österreicher und Franzosen und deren Verbündeten entschlossen sich daraufhin für Friedensverhandlungen.


In der Geschichtsschreibung nach dem 2. Weltkrieg wird Friedrich der Grosse und der preußische Militarismus als Wiege des Nationalsozialismus klassifiziert.

Preußen selbst mit Militär und Krieg assoziiert. Das ist auch nicht falsch – andererseits eine starke Verengung.


Öffnet man den Blick kommen aber ganz andere Aspekte seiner Regentschaft zum Vorschein, die im Kontext der Zeit bemerkenswert fortschrittlich waren. Deshalb spricht man auch von seinem Herrschaftsstil vom „aufgeklärten Absolutismus“, der bemerkenswerte Reformen und eine in Europa ungewohnte Freiheit des Glaubens etablierte.


In Worten verdeutlicht wird dies durch sein Selbstbild „Ich bin der erste Diener des Staates“ als Kontrapunkt zum berühmten Zitat von Ludwig XIV. „L'état, c'est moi“ . Oder auch durch „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“, was die Freiheit des Glaubens in Preußen unterstreicht.


Diese Freizügigkeit zahlte sich für Preußen wirtschaftlich aus. Das bekannteste Beispiel sind die Frankreich diskriminierten Hugenotten. In der Zeit von 1680 bis 1760 flüchteten mehr als 200.000 Hugenotten aus Frankreich. Der Großteil siedelte sich in Preußen an und wirkte maßgeblich am wirtschaftlichen Aufstieg mit.


Eine in die heutige Zeit wirkende ökonomische Initiative war die Gründung der Porzellanmanufaktur KPM.



Seinerzeit ein „Goldesel“ – symbolisiert durch die damalige Bezeichnung „Weißes Gold“. Heute kein einfaches Geschäftsmodell, das aber unter dem Mäzen Jörg Woltmann 2006 vor der Insolvenz gerettet wurde. Woltmann hat sein Vermögen als Bankier gemacht. Seither entwickelt sich das Geschäft und KPM steht wieder auf eigenen Füssen.



Der Alte Fritz wird sich über dieses besondere Geburtstagsgeschenk jedes Jahr aufs Neue erfreuen.



Büste aus Porzellan KPM
Büste aus Porzellan KPM

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