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AutorenbildMartin Erb

5. Etappe: Montalcino und spontan eine Runde Golf in Castelfalfi

Von La Bagnaia nach Montalcino sind es nur knapp 60 Kilometer. Das ist selbst über kleine italienische Landstraße schnell geschafft. Das Weingut Altesino liegt ein paar Kilometer vor Montalcino direkt am Pilgerweg „Via Francigenia“.



Wie so oft führt die Zufahrt über einen alleenartigen Schotterweg auf einen kleinen Hügel auf dessen Spitze das Herrenhaus mit angegliedertem Weinbaubetrieb thront. Die wenigen Gästezimmer sind geschmackvoll eingerichtet und sehr geräumig. Mit wenigen Schritten in der Gast in der Probierstube es Weinguts, die allerdings nur einen wenig gemütlichen Eindruck bei mir hinterlässt. Vom Weingut aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die sanften Hügel der südlichen Toskana und die Stadt Montalcino selbst, deren Gründer sich einen noch höheren Hügel – den höchsten in der Region – ausgewählt haben. Hügel waren eben besser zu verteidigen und wie die Stadtgeschichte zeigt, gab es dafür in den Jahrhunderten immer wieder Notwendigkeiten, weil Begehrlichkeiten der Nachbarn.


Erstmals dokumentiert wurde eine Besiedlung im 9. Jahrhundert. Wobei Funde belegen, dass auch zu Zeiten der Etrusker bereits Menschen in der Region siedelten. Das Mittelalter war unruhig und kriegerisch geprägt. Immer wieder kam es zu Machkämpfen zwischen den führenden Regionalmächten der Sieneser und Florentiner. Zeiten der Unterordnung wechselten sich mit Epochen der Freiheit ab. Ein Schicksal wie es für ganz viele untergeordnete Städte im mittelalterlichen Italien üblich war.



Die Festung am höchstgelegenen Punkt der Stadt zeugt von den Notwendigkeiten im Kampf um die eigene Unabhängigkeit.


Wirklich interessant ist jedoch, dass Montalcino bis in das 14. Jahrhundert nicht als Weinbauort, sondern als Holzkohle-Ort bekannt war. So bezieht sich der Name auch auf die besonders häufig vorkommende Steineiche. Frei übersetzen kann man Montalcino mit Steineichenberg. Die Böden in der Region galten lange Zeit als ungeeignet für den Weinbau 😉!


So zeugt Steineiche auch im Stadtwappen von der wirtschaftlichen Grundlage in den Anfängen.


Der Begriff Brunello findet sich ebenfalls erstmals in einigen Urkunden des 14. Jahrhunderts. Allerdings hatten die damals unter dieser „Marke“ produzierten Weine rein gar nichts mit den heutigen Weinen gemein.

Der Brunelle heutiger Ausprägung geht auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. 1880 schuf Ferruccio Biondi Santi einen sortenreinen Wein aus Sangiovese Grosso, den er länger in Eichen-fässern reifen ließ. Acht Jahre später wurde der erste Jahrgangswein Brunello di Montalcini gekeltert und in Siena als Spitzenerzeugnis auf den Markt gebracht. Danach hatte die Familie Biondi Santi über Jahre hinweg praktisch ein Monopol auf den edlen Tropfen. Der dunkelrote Wein gewann in der Folgezeit zunehmend an Duft, samtigerem Aroma, Harmonie und einem delikaten, intensiven Bouquet. Heute gilt Biondi Santi als Inbegriff des Brunello und zählt zu den Stilisten unter den Winzern von Montalcino.


Wie so häufig, zieht kommerzieller Erfolg auch Zeitgenossen an, die es nicht ganz so genau nehmen und auf schnelle Profit aus sind. Und so hat auch der Brunello viele Höhen und Tiefen erlebt.

Die Reblaus, der 2. Weltkrieg und unternehmerische Fehlentscheidungen führten zu einem steten Niedergang, so dass der Brunello Anfang der 60er Jahre nur noch ein Schattendasein führte. Die neu eingeführten strengen Weinbauregeln ab 1963 führten jedoch zu einer Wiederbelebung. So gehörte die Anbauzone des Brunello zu den acht ersten Gebieten, die den Status einer „Denominazione di origine controllata“ (DOC) tragen durften. Noch etwas strenger wurden die Regeln 1980 mit der Einführung des DOCG („Denominazione di Origine Controllata e Garantita“) – Standards. Die Qualität, das Ansehen, die Preise aber auch die Mengen an Brunello wuchsen stetig. Der kommerzielle Erfolg war so groß und die verkauften Mengen so gigantisch, dass Zweifel an der Reinheit des Produkts aufkamen und tatsächlich 2008 in einem großen Skandal mündeten. Seither ist es wieder ruhig geworden und der Wein kann unbeschwert genossen werden. Wachen doch die strengen Augen des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino auf Anbauflächen, Qualität und Einhaltung der Regeln.

Einen echten Überblick bei über 200 kleinsten, mittleren und auch großen Produzenten zu bekommen, bleibt auch für einen leidenschaftlichen Weintrinker wie mich echt schwierig.


Allgegenwärtig ist der nicht nur im Brunello – Geschäft tätige Weinbaukonzern Banfi, der sich ganz in der Nähe von Montalcino mit einen eigenen Hotel in historischen Gemäuern traditionsreich und geschickt vermarktet.


Des es aber keineswegs nostalgisch im Geschäft zugeht, davon zeugt die Produktionsstätte einige Kilometer weiter:




Meine Entdeckung während der Reise ist die Casato Prime Donne


Das Städtchen selbst ist wunderschön mit seinen engen Gassen und seiner nahezu vollständigen erhaltenen mittelalterlichen Kernstadt.




Um in Ruhe alles anschauen zu können, habe ich meinen Aufenthalt um eine Nacht verlängert, denn zwei andere Leidenschaften kreuzten meinen Weg. Freunde und Golf!


Ein ehemaliger Kollege von mir hat mit seiner Frau parallel Urlaub in Italien gemacht. Beide sind begeisterte Golfer. Anfangs waren sie an der Adria. Als ich in Montalcino ankam, sind Sie für ein paar Tage nach Pisa gefahren und waren damit gar nicht mal so weit weg von mir. Spontan haben wir uns im Resort Castelfalfi für eine Runde Golf und ein schönes Abendessen in einem kleiner Trattoria ganz in der Nähe des Golfplatzes getroffen. Ein wunderbarer Tag – auch wenn unser Golfspiel den Herausforderungen des Platzes nicht ganz standhalten konnte 😉.





Meinem Alfa habe ich auf der Fahrt von Montalcino nach Castelfalfi ganz schön die Sporen gegeben. Die hügeligen und kurvenreichen Landstraßen sind aber auch das Lieblingsterrain für dieses wundervolle Automobil. Meine Freunde merkten an – sie hatten einiges zu tun, um mit ihrem hochmotorisierten bayerischen Cabrio an mir dranzubleiben – ich würde es aber ganz schön fliegen lassen 😉 – da wollte ich nicht widersprechen – es macht einfach riesig Spaß, sich in die Kurven hinein fallen zu lassen und am Scheitelpunkt mit richtig Gas heraus zu beschleunigen. Sie merkten allerdings auch an, dass mein Auto links hinten etwas herunterhängen würde. Das hatte ich auch schon bemerkt ☹. Aufs Fahren hatte das keinen Einfluss – sieht aber nicht schön aus.

Ich werde das vor Beginn der neuen Saison mal in der Werkstatt meines Vertrauens beäugen lassen.


Randnotiz:

Menschen, die mich kennen wissen, dass ich große Freude an schönen und gepflegten Schuhen habe. Deshalb bin ich auch sehr traurig über den geschlechterübergreifenden Trend zu Sneaker. Dass sich auch die Frau zum Sneaker hingezogen fühlt, kann ich Gründen des Komforts nachvollziehen – aus der Perspektive der Ästhetik treibt es mir die Tränen in die Augen. Auch im ansonsten modebewussten Italien ist der unbequeme aber so schön anzuschauende Damenschuh eine Seltenheit im Straßenbild geworden. Abends beim Essen in Montalcino der Kontrast pur….




Zum Sneaker (da hat es ja noch ansehnliche Exemplare) gibt es eine Steigerung – die Adventure-Sandale



Und dann noch eine modische Rarität….




Auch mein Besuch in Montalcino endet und es geht weiter in Richtung Adria – um genau zu sein, nach Ancona.



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